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Werde ich morgen weinen?

Das Buch "Werde ich morgen weinen?" hat die Psychologin Susan Stanford geschrieben, um zu erzählen, wie es zur Abtreibung ihres Kindes kam, wie sie diese Erfahrung verarbeitete und schließlich eine eigene Behandlungsmethode für Klientinnen entwickelte, die unter den psychischen Folgen einer Abtreibung leiden.

EINE AFFÄRE FÜHRT ZUR ABTREIBUNG

Susan Stanford erlebt eine wohlbehütete Kindheit in Kanada. Sie geht in eine katholische Privatschule und studiert nach dem College in den USA Psychologie. Während des Studiums lernt sie Frank, ihren ersten Ehemann, kennen. Einige Jahre später heiraten sie und machen beide jeweils in ihren Berufen Karriere. Im Lauf der Jahre entfremden sie sich aber zunehmend und Susan fühlt sich immer einsamer. Nach einer heftigen Auseinandersetzung verlässt sie Frank schließlich und beginnt eine Affäre mit einem anderen Mann. Einige Zeit später stellt sie fest, dass sie von ihrem Freund schwanger ist. Um ihre Ehe zu retten, überlegt sie eine Abtreibung, was sie zunächst in einen tiefen Konflikt stürzt.

„Ich konnte mich nicht überwinden, mir das „Ding“, das in meinem Körper wuchs, als Baby vorzustellen. Babys waren Lebewesen, hatten eine Seele, eine rosige Haut und einen milchigen Atem, zehn kleine Fingerchen und zehn kleine… Wann immer solche Bilder in mir aufstiegen, blockte ich meine Gedanken und Gefühle rigoros ab. Ich konnte nicht zulassen, dass ich für diese  Ansammlung von Zellen etwas empfand. Denn das war es ja schließlich nur. Gewebe. Dieses Wort war neutral, betäubend.“

ENTSCHEIDUNG FÜR EINEN SCHWANGERSCHAFTSABBRUCH

Schließlich entscheidet Susan sich doch für den Abbruch – unter falschem Namen und Ausschaltung ihrer Gefühle. Nach der Absaugung verbringt sie noch einige Stunden in der Klinik.

„Während der folgenden anderthalb Stunden erholte sich mein Körper langsam von den Schmerzen und dem Schock, die mir die Absaugmaschine zugefügt hatte. Meine Psyche jedoch nicht. … Ich hatte einmal eine Persönlichkeit, ein Leben, eine Seele besessen. Nun war ich nur noch ein Körper, dessen Inneres zerbrochen war.“

Monate später findet sie heraus, dass Frank, dem sie in einem Streit wenige Tage nach der Abtreibung alles gesteht, allen ihren Freunden und auch ihren Eltern von ihrer Untreue und der Abtreibung erzählt hat. Das führt zu einer schweren Krise in der Beziehung zu ihren Eltern und auch ihren Freunden kann sie sich nicht mehr öffnen, weil sie sich stigmatisiert und bloßgestellt fühlt. Sie beschließt, sich umzubringen.

ENDLICH VERÄNDERUNG

An dem Wochenende, an dem sie ihren Vorsatz in die Tat umsetzten möchte, erlebt sie nach dem Gebet einer Freundin für sie eine spürbare und unerwartete Veränderung: : „…Obwohl ich mich noch in keiner Weise frei von Schmerz und Schuld fühlte, war es mir doch, als ob die Wände meines Gefängnisses aufgebrochen wären und nun frische Luft die alte, verbrauchte vertriebe… Ich merkte, dass ich nicht mehr von dem einen einzigen Gedanken verzehrt wurde, dass ich meinen Schmerz nur überwinden könne, indem ich mein Leben beendete.“ Wirklich frei fühlt sie sich aber erst, nachdem sie auch erlebt, dass Gott ihr vergeben hatte.

THERAPIE FÜR FRAUEN, DIE AN FOLGEN EINER ABTREIBUNG LEIDEN

In den folgenden Jahren kommt es zur Vertiefung ihres Glaubens, zur Scheidung von Frank und zur beruflichen Neuorientierung. Nach dem Ende ihrer akademischen Karriere eröffnet Susan eine eigene Beratungspraxis und entwickelt eine besondere Therapiemethode für Frauen, die an den psychischen Folgen einer Abtreibung leiden.

Das Buch ist im Stil einer Autobiographie geschrieben und mit sehr vielen Details ausgeschmückt. Teilweise wirken die Formulierungen für europäische Ohren emotional und fast pathetisch. Dem Thema ist das aber wohl angemessen. Schließlich beschreibt Susan Stanford ein Erlebnis, das sie an den Rand des Selbstmords geführt und ihr persönliches und weiteres berufliches Leben nachhaltig geprägt hat.

BUCH: WERDE ICH MORGEN WEINEN?

Susan Stanford
Francke, Februar 2016
192 Seiten
ISBN: 978-3-86122-746-5
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